Nachdem chemisch hergestellte Arzneimittel die Kräuterheilkunde für lange Jahre fast völlig verdrängt hatte, besteht heute wieder ein neues Interesse an Heilmitteln aus der Natur. Die sanfte Art des Heilens ohne Nebenwirkungen wird wieder geschätzt und immer mehr Menschen wenden sich der Natur zu, wenn Krankheiten geheilt werden sollen. Auch die Wissenschaft bestätigt inzwischen die Wirksamkeit von Heilkräutern. Bisher wurden mehr als 100.000 verschiedene Wirkstoffe in Heilpflanzen entdeckt, die in interschiedlichen Kombinationen eine große Anzahl von Krankheiten heilen können. Heute sind mehr als 20.000 Heilpflanzen bekannt.
Den Körper heilen statt nur Symptome bekämpfen
Heilkräuter wirken in der Regel auf andere Weise, als Medikamente aus der Schulmedizin. Bei einer Erkältung nehmen wir beispielsweise Medikamente gegen Halsschmerzen oder Husten ein, deren Aufgabe es ist, die Symptome zu unterdrücken. Kräuter hingegen behandeln den Körper als Ganzes und können daher die eigentliche Erkrankung behandeln und nicht nur die Symptome.
Ihre außergewöhnliche Wirkung erzielen Heilkräuter durch die sekundären Pflanzenstoffe. Zu diesen Stoffen gehören einerseits Minerale und Vitamine, aber auch weniger bekannte Substanzen, wie Anthocyane, Bitterstoffe, Glykoside, Saponine und Senföle. Diese Stoffe werden von den Pflanzen erzeugt und dienen dazu, ihre Überlebensfähigkeit zu stärken. Sie können den Pflanzen zu unterschiedlichen Zwecken dienen, wie beispielsweise zum Fraßschutz, zum Abtöten von Keimen oder auch zum Anziehen von Insekten, die bei der Bestäubung helfen. Die Wirkung dieser sekundären Pflanzenstoffe können auch für den Menschen bedeutsam sein, wenn wir sie in Tees oder anderen Zubereitungen anwenden.
Die Pflanzenheilkunde setzt auf Langzeiteffekte. Oft ist die heilende Wirkung daher erst nach ein paar Tagen der Anwendung zu verspüren. Auf diese Weise kann sich eine ausreichende Menge von Wirkstoffen im Körper ansammeln, die für eine heilende Wirkung notwendig ist. Sie können dem Körper dabei helfen, sich selbst zu heilen und die Krankheit zu bekämpfen und nicht lediglich sie Symptome. Daher kann eine Behandlung mit pflanzlichen Heilmitteln auch sehr erfolgreich sein, ohne den Körper dabei zu belasten. Richtig dosiert treten bei einer solchen natürlichen Therapie keine unerwünschten Nebenwirkungen auf, wie man sie von chemisch produzierten Arzneien kennt.
Sekundäre Pflanzenstoffe und ihre Bedeutung für die Gesundheit
Sekundäre Pflanzenstoffe können in unterschiedliche Kategorien eingeteilt werden, die in unserem Körper unterschiedliche Funktionen haben. Eine dieser Gruppen, die zuerst erforscht und für Zwecke der Schulmedizin eingesetzt wurde, sind die Alkaloide. Dazu gehört beispielsweise Morphium, das aus Schlafmohn gewonnen wird. Zu den Alkaloiden zählen beispielsweise auch Eisenhut oder Tollkirsche. Diese Stoffe können das zentrale Nervensystem beeinflussen und sind häufig auch Suchtmittel.
Eine weitere sehr bekannte Kategorie der sekundären Pflanzenstoffe sind Ätherische Öle, die aus Pflanzen wie Lavendel, Melisse, Pfefferminze, Kamille und vielen andern gewonnen werden. Sie haben ein umfangreiches Wirkungsspektrum und können desinfizieren oder auch einen beruhigenden Effekt auslösen. Einige der Ätherischen Öle können auch ganz spezifische Wirkungen ausüben. So kann das Ätherische Öl, das aus der Petersilie gewonnen wird, Kontraktionen der Gebärmutter auslösen und zur Geburtseinleitung benutzt werden.
Saponine hingegen sind sekundäre Pflanzenstoffe, die schleimlösend wirken. Sie kommen beispielsweise in Königskerzen und Gänseblümchen vor. Bei Erkältungskrankheiten wirken sie gegen Husten und können auch dafür sorgen, dass eine verstopfte Nase schnell wieder frei wird.
Senföle stärken das Immunsystem des Körpers, so dass wir Krankheiten besser abwehren können. Daher werden sie meistens auch als Vorbeugung eingesetzt, beispielsweise während der Grippezeit und können dafür sorgen, dass wir weniger häufig erkranken. Ein wichtiger Vertreter der Pflanzen mit Senföl ist die Kresse. Einige sekundäre Pflanzenstoffe können auch auf die Verdauung wirken. Bitterstoffe, wie man sie beispielsweise in Scharfgabe findet, regen die Verdauung an. Gerbstoffe, die beispielsweise in Salbei vorkommen, wirken stopfend und können bei Durchfall eingesetzt werden.
Die Erforschung der sekundären Pflanzenstoffe hat erwiesen, dass die Wirkung von Heilpflanzen bei bestimmten Krankheiten und Beschwerden fast immer auf einen bestimmten Wirkstoff zurückgeführt werden kann. Interessant ist es jedoch zu beobachten, dass isolierte oder chemisch nachgebaute Stoffe nicht die gleiche Wirkung erzielen. Die beste Wirkung und höchste Bioverfügbarkeit entsteht dann, wenn die Heilpflanze als Ganzes benutzt wird. Das kann man erzielen, indem man die Pflanzen zur Herstellung von Tinkturen oder Tees benutzt, oder, wenn möglich auch roh verzehrt. Viele Heilkräuter sind nämlich auch ein Genuss für den Gaumen und können zum Verfeinern von Gerichten eingesetzt werden.
Adaptogene – Stressbefreiung aus der Natur
Adaptogene sind Wirkstoffe, die in bestimmten Pflanzen, wie beispielsweise Ginseng, Ingwer, Ashwagandha, Rhodiola oder Maca enthalten sind. Sie haben die Eigenschaft, den Körper vor den Auswirkungen von Stress zu schützen und ihn darauf vorzubereiten, Stress besser ausgleichen zu können. Stress kann im Körper verschiedene Auswirkungen haben und das Nervensystem, den Hormonhaushalt und das Immunsystem betreffen. Adaptogene helfen dem Körper dabei, sich an die Stresssituation anzupassen. Sie wirken unmittelbar an dem körpereigenen System, dass für die Produktion von Stresshormonen verantwortlich ist. Durch die Hormonproduktion als Folge von Stress kommt der Körper aus dem Gleichgewicht. Adaptogene können dafür sorgen, dass dieses Gleichgewicht auf natürliche Weise wieder entstehen kann. Sie können eine beruhigende Wirkung haben und uns gleichzeitig dabei helfen, Energie zu gewinnen ohne uns dabei übermäßig zu stimulieren.
Adaptogene haben eine breite Wirkungsweise und können uns gegen Stress schützen, uns bei Müdigkeit helfen, die Stimmung verbessern und als Stimulanz für das zentrale Nervensystem wirken. Viele dieser Wirkungen sind heute bereits erforscht und durch zahlreiche Studienergebnisse unterstützt. Es ist wichtig, die einzelnen Adaptogene und ihre genaue Wirkung zu kennen, um das richtige Mittel für den gewünschten Zweck einzusetzen. Ginseng ist beispielsweise förderlich für die Konzentrationsfähigkeit und unterstützt das Denken. Es kann auch zu einer erhöhten körperlichen Ausdauer beitragen. Kurkuma kann ebenfalls die Gehirnfunktion verbessern und hellt außerdem die Stimmung auf. Basilikum kann bei Angstzustände, die durch Stress ausgelöst werden, helfen und hilft bei Depressionen. Der Reishi Vitalpilz wird zum Stressabbau eingesetzt und kann außerdem das Immunsystem stärken. Maca erhöht die Energie, regt die Libido an und kann für mehr Ausdauer sorgen. Die Eluetherwurzel kann die Konzentrationsfähigkeit erhöhen und dafür sorgen, mentale Ermüdung zu verhindern.
Adapotogene haben im Gegensatz zu anderen stimulierenden oder beruhigenden Mitteln keine Nebenwirkungen. Sie suchen stets, einen Ausgleich zu schaffen. So kann auch ein „Down“ vermieden werden, wie man es häufig verspürt, wenn man Stimulantien eingenommen hat. Es ist daher auch unbedenklich, Adaptogene täglich einzunehmen und auf diese Weise besser mit Stress fertigzuwerden. Allerdings sollte man das Mittel nach einigen Wochen wechseln, um zu vermeiden, dass sich der Körper daran gewöhnt.